25. September 2011
Zurück am Manasarovar Lake machen wir einen Ausflug am See entlang, schauen uns die wunderschön gelegenen Chiu und Gossul Monasteries an und nehmen dann Abschied vom Kailash zurück in Richtung Lhasa, zunächst nach Saga. Unsere Route ist mittlerweile viel kürzer geworden, als ursprünglich geplant, auch weil die Permit-Lage jegliche Flexibilität verhindert was nicht schon aus Deutschland aus auf dem Zettel steht, ist in Tibet nicht zu erreichen. Jede weitere Variationsmöglichkeit trifft dann erstmal auf das Hindernis Guide: Hier ein typischer Dialog:
Can we visit Purang?
No, not possible border town
Can we visit Ali?
No, not possible, no permit.
Can we visit Nam Tso Lake on the way back to Lhasa?
Maybe possible, must call agency, more kilometer, cost more
We are tired about all the discussion lets go now.
Fast unglaublich ist das Ausmaß der (Umwelt)Verschmutzung durch Müll und Fäkalien sobald man auch nur in die Nähe einer Siedlung, eines Zelts oder ähnlichem kommt, die Landschaft an sich ist wirklich beeindruckend, und auch die Bevölkerung ist neugierig, offen und freundlich, allerdings riecht man das nächste Zelt schon von weitem, noch bevor die Tretmienen in Sicht kommen. Fortschrittlich, in diesem Sinne, sind da die öffentlichen Stehtoiletten über der Faekaliengrube, meist 4 in einer Reihe, gut einsehbar mit halbhohen Trennwänden, die wahrscheinlich seit ihrer Errichtung noch nie auch nur einen Tropfen Wasser gesehen haben. Nicht jeder kann zielen
Und da die Klos so furchtbar sind, wählt die einheimische Bevölkerung auch häufig einfach die Straße als Alternative, nicht nur nachts, sondern ohne Deckung zu jeder Zeit beide Geschlechter geben sich da nix.
Selbst die neu errichteten kleinen Chinasiedlungen, wie sie überall an den Ueberlandstraßen entstehen, legen auf Müllbeseitigung, rudimentäre sanitäre Einrichtungen oder fließend Wasser keinen Wert. In diesen Punkten sind sich die sonst ziemlich feindlich gesinnten Tibeter und Chinesen wohl sehr einig. Das ist wirklich schwer nachzuvollziehen, vor allem, da gleichzeitig die Straßenbeleuchtung solarbetrieben (und hypermodern) ist.
Naja, wahrscheinlich liegt es an der trockenen Luft, der Höhe und der hohen UV-Strahlung, dass die schlimmsten Infektionskrankheiten und Ungeziefer nicht sehr verbreitet sind. Einmal aufgekocht oder durchgebraten ist das, was wir hier zu essen bekommen, dann meist auch genießbar.
Wahrscheinlich sind das die Nebenwirkungen des massiven Wandels, der im Land stattfindet. Die ursprüngliche Nomadenkultur wird (zwangsweise) sesshaft, bei einem Zelt mit einer Familie pro km sind Müll und Fäkalien kein Problem, in den z.T. von der Regierung errichteten Siedlungen sieht das dann anders aus. Gleichzeitig sieht man auch ziemlich deutlich, dass Han-Chinesen in allen Bereichen der Wirtschaft aktiv sind, in den besser bezahlten Verwaltungspositionen sowieso, aber auch als Händler, Restaurantbetreiber etc. Ob die Tibeter da beim wirtschaftlichen Aufschwung mithalten können, ist zu bezweifeln. Naja, was immer gut geht ist Lhasa Bier, die leeren Flaschen werden dann wunderbar zu Mauern gestapelt vor den Häusern.
Das klingt jetzt sicher alles sehr ambivalent aber wir finden, so ein Blog ist auch zu ehrlicher Berichterstattung verpflichtet 🙂
23 Sept 2011 / 24 September 2011
Die Tage nach dem Kailash bringen leichtes Sightseeing, Kyunglung und Guruguam und Weiterfahrt nach Guge. Die Canyonlandschaft ist wirklich beeindruckend, allerdings wird es zunehmend mühseliger mit unserer Begleitung das Zitat aus dem Lonely Planet Tibet trifft es ganz gut: The quality of guides in Tibet varies considerably. Some are great, many are next to useless and a few actually cause more headaches than they solve.
Mmh, wir stellen leider immer mehr fest, unserer Guide fällt in Kategorie 2-3. Wir versuchen es, mit viel Om zu ertragen
(gelingt mal besser und mal schlechter), machen uns bei anderen Guides und Touristen schlau und erreichen dann schließlich in Guge auch, dass wir die Malereien aus dem 11. Jahrhundert (weswegen man eigentlich nach Guge fährt) tatsaechlich zu Gesicht bekommen. Die anderen Incidents ersparen wir Euch lieber. Die Stories der anderen Reisenden ergeben allerdings ein breit gefächertes Bild von der Zweckgemeinschaft Reisende/Guide/Driver einer französischen Gruppe sind nach Schlägerei zwischen Guide und Driver beide samt Permits für die Gruppe abhanden gekommen – da ist unserer zwar inkompentent aber wohl harmlos
Interessant zu besichtigen (es wundert uns, dass wir das zu Gesicht bekommen) ist das Kloster Tholing, bzw. das, was davon nach der Kulturrevolution übrig geblieben ist. Wir sehen komplett zerstörte Statuen, Kapellen, abgehackte Hände von Buddhafiguren etc. und Tholing ist wirklich abgelegen. Die roten Garden waren extrem gründlich.
22. Sep. 2011
Es ist bitter kalt um 8:30 auf 5080m, wir ziehen die dicken Daunenjacken an und gehen los. Zunächst langsam ansteigend in einem Tempo, von dem wir wissen dass Marion und ich es gut auch über längere Zeit gehen können. Sowohl Guide wie auch Porter gehen immer mal schneller und mal langsamer. Am ersten Tag ist uns schon aufgefallen, dass unser Guide im Aufstieg keine gute Kondition mitbringt, zu schnell losgeht, dann aus der Puste kommt und uns deshalb immer wieder auffordert, eine Pause zu machen, was wir in der Regel ablehnen, um nicht auszukühlen. So bleiben wir in unserem Arbeitsbereich und erreichen die Passhöhe schon nach 2h das klang alles viel anstrengender… Nach einer sehr kurzen Pause am Pass gehen wir wieder runter und treffen dort auf andere Touristengruppen die um 6:00h also 2:30h vor uns gestartet sind. Schon auf dem Pass war von unserem Guide nichts mehr zu sehen, beim Abstieg unten im Tal machen wir in einem der Zelte eine Pause, etwa 15min später erschien er ziemlich erschöpft. Nach ca. 30min Pause gehen Marion und ich weiter um die letzten 15km, zum Glück bergab, in Angriff zu nehmen. Unser Ziel vor Augen ist nach der Tour ein Bad in den Heißen Quellen von Tirtapuri. Auf dem ganzen Rückweg ist nichts von Guide und Porter zu sehen.
Am Kloster Dzutulpuk Monastry, wo eigentlich der zweite Tag der Kora endet, Warten wir auf Guide und Porter und erklären Ihnen dass wir nun nach einem kurzen Wasserstop weitergehen. Wir schaffen es so an dem Tag dann die Kora zu vollenden und freuen uns, den Fahrer zu treffen, der uns dann zu den heißen Quellen nach Tirtapuri bringt. Wir nehmen ein warmes Bad in einem großen Holzbottich, in den das heiße Wasser geleitet wird. Das ist wirklich entspannend Fahrer und Guide warten draußen und trinken Red Bull. Unser Guide macht einen sehr erschöpften Eindruck nach der Tour und schläft auf der Rückfahrt auf seinem Sitz ein…
Kailash
Ueberland
tirtapury-monistery
Khynglung
21. Sep. 2011 Erster Tag Kailash Kora
Wir haben uns entschlossen die Kora (religioese Umrundung) anstelle von drei Tagen in zwei Tagen zu machen. Insgesamt sind es 52km. Aufgrund des Hoehenunterschieds planen wir einen Porter ein, treffen ihn tatsaechlich kurz am Abend vorher und vereinbaren einen Treffpunkt für den nächsten Morgen, alles organisiert von unserem Guide. Wir gehen wirklich früh los, aber an der Stelle wo der Porter sein sollte, ist niemand. Auch nach einer Stunde Warten in der Kälte – kein Porter in Sicht. Unser Guide stellt dann erstmal die Frage ob wir wirklich gehen wollen (ja, wollen wir!) und organisiert nach langem Palaver und der Drohung, dass wir unser Gepäck einfach selber tragen, kurzfristig jemand anderes
der allerdings auch nicht sonderlich motiviert aussieht, aber schlussendlich doch bereit ist.
Wir gehen los, die Strecke ist sehr einfach und immer wieder öffnet sich der Blick auf den Heiligen Kailash, der Weg ist gut besucht, immer wieder treffen wir auf andere, Pilger, die auch die gleiche Route gehen wie wir. Einige der Pilger umrunden den Kailash mit drei Schritten gehen, dann auf den Boden werfen und der Länge nach die Arme ausstrecken. Ich glaube man braucht so etwa zwei Wochen.
Wir treffen auf eine Familie, die Mutter umrundet den Berg mit Niederwerfung, wahrend ihr Kinder und ihr Mann das Gepäck tragen und warten.
Angekommen auf der Hütte auf 5080m, wo wir auch übernachten, treffen wir auf weitere Deutsche und Österreicher nett sich mal wieder auf deutsch und in ganzen Sätzen mit jemandem unterhalten zu können. Der morgigen Tag bringt die schwerste Etappe, mit einem Pass (Droema-La 5600m) und ist mit der dritten Etappe kombiniert da wir ja nur zwei Tage gehen wollen. Am Abend Diskussion mit dem Guide wann wir losgehen, er meint wir sollten gegen 6:30h (d.h. noch in der Dunkelheit) losgehen. Wir entscheiden uns für 8:00h, damit wir den Weg auch sehen können. Danach gehen wir schlafen in unser staubiges Quartier, wo einem nicht nur wegen der Höhe die Luft wegbleibt.
Shiva-tsal
Pilger am Kailash
Drolma-pass
20. Sep. 2011
Saga ist ein sehr desolater Ort auf dem Weg zur Kailashregion, der hauptsächlich von den stationierten chinesischen Soldaten lebt, die offiziell dazu dienen, die Grenze zu Nepal zu sichern. Unser Hotel (Guesthouse) ist laut unserem Guide das beste Hotel am Platz, naja es ist okay, aber dann will ich nicht wissen, wie die anderen so aussehen. An der Rezeption teilt man uns mit. dass wir nicht aus dem Fenster die Armeeunterkünfte fotografieren dürfen. Dafür dürfen wir bis spät in die Nacht Kampflieder oder chinesische Opern? hören. Für das Abendessen entschließen wir uns, in ein tibetisches Lokal zu gehen. Dort wird natürlich kein Englisch gesprochen (wir sprechen auch kein tibetisch ), was immer eine nette Erfahrung ist. Obwohl die Speisekarte ein paar englische Worte aufweist, geht aber nicht hervor, ob nun die Momos vegetarisch oder mit Fleisch sind. Nach mehreren Versuchen zeigt die Frau auf das Bild an der Wand, wo Schafe und Yaks abgebildet sind und kreuzt die Finger, da wussten wir, sie hatte verstanden das wir vegetarische Momos haben wollen. Großes Gelächter in der Küche und die englischen Worte no meat hören wir in der nächsten halben Stunde immer wieder in dem tibetischen Sprachgewirr aus der Küche.
Solche Begegnungen haben wir viel. Am Nachbartisch werde ich von einer älteren, strickenden Frau angeschaut und sie lässt auch nicht ab
Zeit unser kleines Fotoalbum rauszuholen mit Bildern von uns und Familie usw. Wir haben das schon mehrfach ausprobiert und die Einheimischen sind auch immer froh, etwas über uns zu erfahren, auch wenn man Sie nicht versteht, sagt ein Bild oft mehr und lässt uns den Menschen näher kommen, viel Gelächter. Oft rückt so eine Aktion wie das Zeigen der Bilder und die Reaktion der Menschen die eigene Perspektive in ein anderes Licht. Jetzt haben wir unseren Guide gebeten, auf die Bilder eine kurze Erklärung in tibetisch zu schreiben.
Und der tibetische Ausdruck für no meat ist übrigens shah men nein, wir sind nicht zu Vegetariern konvertiert, aber sagen wir mal so, die Kühlkette für Fleisch ist hier nicht wirklich existent, und das, was wir an Fleisch auf den Märkten sehen, spricht uns nicht an.
Der Weg von Saga nach Darchen ist weit (ca. 500 km) mit tollen Ausblicken auf den Himalaya. Darchen ist der Ausgangspunkt unserer Wanderung um den Kailash, dort werden wir dann auch einen Pass mit 5600m zu Fuß überqueren.
Mayumla-pass
Marion am Khynglung
Momos